Von Eva, Lilith und dem Baum (II)
       

    Exkurs: Die christliche Kirche entschied sich dann für die Version, dass alle Menschen ausschließlich von Eva abstammen: Ohne Evas "Erbsünde" bestand ja keine Notwendigkeit einer Erlösung durch eine christliche Kirche.
   Möglicherweise waren zufällige Ähnlichkeiten des Christentums mit diversen nichtjüdischen Religionen der Grund, warum die hohe jüdische Geistlichkeit die Urchristen auf Anhieb als Ketzer verfolgen liess.
   Man darf nicht vergessen: Israel war damals trotz der römischen Besatzer noch weitgehend ein Gottesstaat. Jede religiöse Abweichlerei brachte die Macht der Priester ins Wanken - es gefährdete ganz konkret ihre berufliche Stellung: Ein Priester, den man nicht mehr respektiert, muss betteln oder arbeiten gehen!
   
Einige Elemente des Christentums dürften den jüdischen Hohenpriestern hochverdächtig vorgekommen sein: Im christlichen Gottesdienst geschieht eine Vereinigung mit dem Göttlichen über den Verzehr zweier heiliger Pflanzen (Weizen und Weintraube).
   
Es geht um Wiederauferstehung (im Himmel), es geht um einen, wenn auch toten, Baum, und es geht um einen dreieinigen Gott, bestehend aus Vater, Sohn und heiligem Geist. Wobei der Geist im ursprünglichen Aramäischen wohl grammatikalisch eine "Geistin" war.
   Weil es die Theologen, gleich welcher Richtung, in religiösen Fragen selten nur bei Worten belassen, kam durch die Jahrhunderte immer sehr viel Leid über die Völker: Diskriminierung, Heiratsverbote, blutige Verfolgungen und sogar Religionskriege.
   
Theologen neigen oft dazu einen vorläufigen Stand der Erkenntnis als absolut, ewig und unveränderlich zu setzen. Ausbaden mussten diesen Fanatismus dann fast immer nur die einfachen Leute. Theologen ziehen fast nie selbst in die von ihnen angeheizten Religionskriege - sie schicken lieber andere in den Tod. Aber das ist ein andere Geschichte.

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